Der Partykönig

Wer torkelt so spät des Nachts im Wind?
Es ist der Jakob vom Alk fast blind.
Er umklammert die Flasche mit seinem Arm,
er fasst sie sicher, denn sie hält ihn warm.

Jakob was birgst du so bang dein Gesicht?
Martin mir gefällt die Party hier nicht.
Ich seh' schon Gestalten mit Kron und Schweif.
Mensch Jakob, du bist für die Klapse reif.

Du lieber Martin komm geh mit mir,
'nen Kasten Holsten holen wir.
Wir stolpern entlang dem Straßenrand,
Die leeren Flaschen in der Hand.

Mein Jakob, was birgst du so bang dein Gesicht?
Mein Martin, ohne Bier überlebe ich nicht.
Sei ruhig, bleib ruhig mein Kind,
Wir brauchen Alk, und zwar geschwind.

Mein Jakob, lass uns zur Tanke geh'n
und dort 'nen Kasten Bier ersteh'n.
Den kippen wir dann in uns rein.
Mein lieber Martin, das wird fein.

Herr Tankwart, Herr Tankwart die Flaschen sind leer,
sehn' sie nicht wir brauchen noch mehr.
Jakob, Martin, ich seh' es genau,
Man sieht's euch an, ihr seid völlig blau.

Martin, Martin ich seh' schon verschwommen,
der Alkohol hat mir die Sicht genommen
Jakob, Jakob das kenn ich genau,
ich bin ja auch schon hacke wie Sau.

Dem Jakob grauset's, er trinkt geschwind,
der Alkohol, er macht ihn blind.
Er leert die Flasche mit Müh' und Not,
Es war Flasche 100, jetzt ist er tot.

Jakob & Mightyn

Der Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm.
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

Du liebes Kind, komm, geh mit mir.
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir.
Manch bunte Blumen sind an dem Strand.
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind.
In dürren Blättern säuselt der Wind.

Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön,
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
und wiegen und tanzen und singen dich ein.

Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau.
Es scheinen die alten Weiden so grau.

Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an.
Erlkönig hat mir ein Leids getan.

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
er hält in den Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Mühe und Not,
in seinen Armen das Kind war tot.

Johann Wolfgang von Goethe


Schlecht Ruprecht

Ihr lieben Kinder ich atme schwer,
denn draußen vom Walde komm ich her.
Unter goldenen Tannenspitzen,
sah ich besoffene Kerle sitzen.
und unten aus dem Höllentor,
schaut böse lachend der Teufel hervor.

Und wie ich so strolcht, durch den finsteren Tann,   
quatscht mich son' Typ von der Seite an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Geselle,
ich finde, du bist gar nicht helle.
Du machst hier ein auf Weihnachtsmann,
doch bist du nur ein Scharlatan.“

„Alt und Junge sollen nun,
aufhör’n sich nur auszuruh’n.
Morgen soll wieder Weihnachten werden,
das werd ich ihnen schön verderben.

Ich sprach: „Du lieber Herre Christ,
die Menschen machen doch nur Mist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
wo’s eitle, dumme Kinder hat.“

„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Den Sack, den hab ich hier.
Ich pfeif auf Nuss und Mandelkern.
Nur meinen Sack, den kraul ich mir gern.“

„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier.
Ich verschone nur die schlechten,
denn das sind mir die einzig rechten.“

Der Teufel sprach: „So ist es recht.
Geh’ stets mit Spott mein treuer Knecht.“
Von draußen vom Walde komm ich her,
Und Weihnachten missfällt mir sehr.

Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find’!
Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?

Mightyn

Knecht Ruprecht

Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Überall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen,
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich strolcht durch den finstern Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell´,
heb deine Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,

Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens ruhn,
und morgen flieg ich hinab zur Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!"

Ich sprach: "Oh lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat."

"Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern."

"Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil den rechten!"

Christkindlein sprach: "So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!

Nun sprecht, wie ich's hier innen find!
sind's gute Kind, sind's böse Kind?

Theodor Storm